In diesem Beitrag hinterfragt Mel die gängigsten Annahmen zu Fischkonsum und beantwortet, ob Fisch gesund oder ungesund für dich sein könnte.
Fisch gilt weltweit als eine der wichtigsten Proteinquellen und wird besonders aufgrund seiner mehrfach ungesättigten Fettsäuren als äußerst gesund gepriesen.
Um jedoch beurteilen zu können, ob Fisch wirklich so gesund für uns ist, müssen noch weitere Faktoren betrachtet werden.
Klären wir diese Frage also, indem wir die geläufigen Annahmen zu Fisch und seinem Konsum durchgehen. Nebenbei klären wir auch noch ein paar interessante Dinge über Fische im Allgemeinen.
„Eiweiß aus Fischen ist wichtig für die Gesundheit!“
Logischerweise enthalten Fische tierisches Eiweiß.
Im Beitrag „Ist Fleisch gesund?“ habe ich allerdings bereits betrachtet, wieso dieser Fakt einen Nachteil darstellen könnte.
Kurzum: Durch die Zufuhr von viel tierischem Eiweiß welches hohe Mengen an den säurebildenden Aminosäuren Methionin und Cystein enthält, kann die körpereigene pH-Wert-Regulation negativ beeinflusst werden.
Man bekommt auch aus pflanzlichen Lebensmitteln reichlich Eiweiß (alle essenziellen Aminosäuren) – keine Sorge also deswegen!
Niemand ist gezwungen tierische Produkte zu verzehren, um seinen Eiweißbedarf zu decken. Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Tofu, grünes Blattgemüse, Nüsse und Samen helfen dir beispielsweise beim Decken des Tagesbedarfs.
„Fische sind die wichtigste Omega-3-Quelle!“
Kurz zur Erklärung: Als Menschen müssen wir Omega-3-Fettsäuren (mehrfach ungesättigte Fettsäuren) über die Nahrung zu uns nehmen, sie sind also essenziell für uns. Die WHO empfiehlt, dass 0,5 % der täglichen Kalorien aus Omega-3-Fettsäuren kommen sollten – genau genommen aus ALA – Alpha-Linolensäure.
ALA ist eine kurzkettige Omega-3-Fettsäure. Im Körper kann ALA in die langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA umgewandelt werden – diese beiden sind das, was der Körper letztendlich braucht.
Fische enthalten EPA und DHA, Pflanzen jedoch nur ALA. Dieser Fakt wird oft als Punkt für den Fisch gewertet – dem Körper ist es letztendlich jedoch schnuppe.
Fische sind bei Weitem nicht die einzige Omega-3-Quelle für uns. Im Königreich der Pflanzen sind vor allem Nüsse und Samen, grünes Blattgemüse und Beeren reich bestückt. Allen voran sind hier Walnüsse, Leinsamen und Chiasamen zu nennen.
Im Meer gibt es neben den Fischen und Meerestieren übrigens noch andere Omega-3-Quellen – die Algen. Fische enthalten nämlich nur aufgrund ihres Algenkonsums den hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren.
Die einzige Quelle für Omega-3-Fettsäuren sind Fische also nicht, aber sind sie vielleicht die beste?
Um deinen täglichen Bedarf an EPA und DHA zu decken, reicht es beispielsweise aus, einen Teelöffel geschroteter Leinsamen zu dir zu nehmen. Pretty convenient, right?
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, isst hier und da noch ein Nüsschen und trinkt einen Smoothie mit Spinat und Himbeeren – das hilft übrigens nicht nur mit den Omega-3-Fettsäuren.[1]
„Fischölkapseln sind eine gute Ergänzung zur Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren!“
Machen wir es kurz: 2012 stellte man in einer Meta-Analyse fest, dass die Supplementation mit Omega-3-Fettsäuren keine positiven Auswirkungen hat.[2] In Fällen, in denen man Menschen mit kardiovaskulären Krankheiten mit der Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren helfen wollte, verschlimmert diese sogar den Zustand der Patienten.[3]
Wie schon oft auf dem Blog erwähnt – ein isolierter Nährstoff oder Mikronährstoff hat nicht den gleichen positiven Effekt, wie derselbe Nährstoff als Bestandteil eines Lebensmittels.
Listen and repeat: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!“ 😉
Mit Fischölkapseln nachhelfen zu wollen ist vielleicht noch eine ganz nette Idee, klappt aber in der Praxis nicht.[4]
Statt Omega-3-Spiegeln steigt dank ihnen aber immerhin das Bruttosozialprodukt. Hm.[5]
„Fisch ist ein sicheres und gesundes Lebensmittel!“
Dass Fische einen hohen Anteil an Protein und Omega-3-Fettsäuren haben, macht sie potenziell zu einem gesunden Lebensmittel.
Letztendlich zählt bei einer solchen Beurteilung allerdings immer das Gesamtpaket.
Und an dieser Stelle zeigt sich der gewaltige Nachteil beim Fischkonsum.
Fische können aufgrund der verschmutzten Ozeane persistente organische Schadstoffe (POP) wie Dioxine und Organochlorpestizide, polychlorierte Biphenyle (PCBs), polybromierte Diphenylether (PBDE), Schwermetalle wie Methylquecksilber, Blei und Cadmium und auch Mikroplastik enthalten.[6] [7]
Eine Zutatenliste, die noch den besten Barkeeper vor eine Herausforderung stellt.
Der Cocktail an potenziellen Schadstoffen in Fischen dokumentiert die meisten Verbrechen der Menschheit beim Umgang mit ihrer Umwelt. Traurig.
Dementsprechend kann Fischkonsum einige Gefahren mit sich bringen.
Die Schadstoffe kontern die positiven Effekte der Omega-3-Festtsäuren.[8]
Ältere Menschen bekommen ein höheres Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten (Bluthochdruck, Herzinfarkt, etc.).[9] Unterschiedliche Studien fanden das gleiche Risiko auch allgemein Altersbegrenzung für Frauen[10] und Männer[11].
Besonders stark verunreinigt ist gezüchteter Lachs – vor allem aus dem Atlantik.[12]
Die Framingham Heart Study stellte außerdem fest, dass hoher Konsum von dunklem Fisch (Lachs, Makrele, etc.) allgemein das Risiko für Vorhofflimmern erhöht.[13]
Wenn man all diese Faktoren und Studien betrachtet, fällt es schwer Fisch im Allgemeinen zu den sicheren oder gesunden Lebensmitteln zu zählen.
„Fische sind Freunde kein Futter!“
Das ist zwar viel mehr ein Filmzitat, als eine gängige Annahme, aber für die letzte Überschrift können wir ruhig eine Ausnahme machen, oder? Dieses Motto trifft es nämlich ganz gut.
Übrigens spüren Fische entgegen der gängigen Annahmen durchaus Schmerzen – auch ohne „Aua!“ schreien zu können.[14]
80 % der globalen Fischbestände sind bereits überfischt und vollständig ausgebeutet. Unserem Ökosystem schadet dieser Fakt unglaublich. Bei der Meeresschutzorganisation Sea Shepard heißt es „Wenn unsere Ozeane sterben, sterben wir mit ihnen.“
Ich glaube, da ist was dran.
Wenn wir die ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Fischkonsum betrachten, dann sollten wir uns vielleicht lieber von unseren Fischstäbchen verabschieden und neue Lieblingsgerichte entdecken – meinst du nicht auch?
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Fazit: Ist Fisch gesund?
Grundsätzlich scheint Fisch unter den tierischen Lebensmitteln eines der gesündesten zu sein.
Die gesundheitliche Gefahr, die jedoch mittlerweile von Fisch auszugehen scheint, hat sich die Menschheit zum Großteil selbst zu verdanken.
Es kann daher durchaus sinnvoll sein, der eigenen Gesundheit zu liebe auf Fisch zu verzichten – wenn nicht aus diesem Grund, dann vielleicht für die Entlastung der Ozeane.
Wie siehst du das Ganze? Ist Freitag immer noch Fischtag bei dir? Fällt es dir schwer auf Fisch zu verzichten, oder hast du schon eine tolle Alternative gefunden?
Bis ganz bald!
P.S.: Hier findest du noch eine Grafik zum Thema „Ist Fisch gesund?“ für deine Pinnwände bei Pinterest. Am besten gleich abspeichern und später einfach wiederfinden!
Quellen
[1] http://nutritionfacts.org/video/should-we-take-epa-and-dha-omega-3-for-our-heart/
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22968891
[3] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=the+effect+of+omega-3+polyunsaturated+fatty+acids+on+cardiac+rythm+%3A+A+critical+reassessment
[4] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23409906
[5] http://nutritionfacts.org/video/is-fish-oil-just-snake-oil/
[6] http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/joim.12205/full
[7] http://www.nationalgeographic.de/aktuelles/speisefische-fressen-mikroplastik
[8] http://journals.cambridge.org/download.php?file=%2FBJN%2FBJN108_03%2FS0007114512002048a.pdf&code=65530784da9470b59f1f376d4cb1ef35
[9] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Background+exposure+to+persistent+organic+pollutants+predicts+stroke+in+the+elderly
[10] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=dietary%20exposure%20to%20polychlorinated%20biphenyls%20is%20associated%20with%20increased%20risk%20of%20stroke%20in%20women
[11] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Lack+of+benefit+of+dietary+advice+to+men+with+angina%3A+results+of+a+cobtrolled+trial
[12] http://www.altmedrev.com/publications/16/1/5.pdf
[13] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21106919
[14] http://www.hsi.org/assets/pdfs/hsi-fa-white-papers/fish_and_pain_perception.pdf
Hallo Mel!
Ich finde es ja irgendwie…bescheiden, immer dasselbe unter eure Beiträge zu schreiben, aber: Auch das ist wieder ein super-informativer Artikel, der mir sehr gut gefallen hat und von dem ich mir wünsche, dass ihn noch viele andere Menschen lesen! (Um da nachzuhelfen, teile ich den gleich mal auf Pinterest.)
Ich denke, das Fazit trifft genau ins Schwarze: Fisch mag ja vielleicht mal gesund gewesen sein – aber unter den heutigen Bedingungen ist er das ganz sicher schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Das Problem: In den Köpfen der Menschen das Umdenken anzuregen, das (wie auch bei so vielen anderen tierischen Lebensmitteln) von einer eifrigen Lobby (das klingt immer so verschwörungstheoretisch – aber leider ist das ja die Wahrheit) verhindert werden soll.
Liebe Grüße
Jenni
Hey Jenni,
egal, wie oft du uns noch nette Kommentare da lässt, wir werden uns immer darüber freuen! Vielen Dank! Es freut mich zu hören, dass dir der Beitrag gefällt und dass du das Ganze genauso siehst.
Das Problem definierst du sehr treffend. Ich denke aber, dass du, wir und all die anderen aktiven Menschen schon einen wichtigen Teil zur Lösung beitragen können! 🙂 LG, Mel