In diesem Beitrag erklärt dir Cosima, wie du tierversuchsfreie Kosmetik erkennen kannst und wie die Gesetzeslage dahinter aussieht.
Tierversuche für Kosmetik – gibt es so was heute überhaupt noch?
Wer ist schon ernsthaft stolz darauf, dass sein Make Up oder das Shampoo an Tieren getestet wurde? Wahrscheinlich niemand.
Dennoch unterstützt man durch den Kauf bestimmter Marken indirekt genau diese grauenvollen Tests. Dabei denkt man in vielen Fällen, dass Tierversuche heute gar nicht mehr erlaubt sind, oder?
Um diesen Punkt genauer zu klären, schauen wir uns mal die Gesetzeslage aus den letzten paar Jahren an.
2003: Die EU-Kommission beschließt die schrittweise Abschaffung sämtlicher Tierversuche für Kosmetik.
2004: In der gesamten EU werden Tierversuche für Kosmetikprodukte verboten.
2009: In der gesamten EU werden Tierversuche für Inhaltsstoffe von Kosmetik verboten. In der gesamten EU ist es verboten, Kosmetikprodukte zu verkaufen, die an Tieren getestet wurden.
2013: Kosmetikunternehmen ist es komplett verboten, Tierversuche für ihre Produkte oder deren Inhaltsstoffe durchzuführen oder in Auftrag zu geben.
Das klingt alles sehr fortschrittlich und so als wäre es sehr einfach auf tierversuchsfreie Kosmetik zurückzugreifen. Als würde es fast gar keine anderen Optionen geben, findest du nicht auch? Denkste.
Kosmetik ohne Tierversuche? Das Problem: Grauzone!
Das Tierversuchsverbot gilt nur für Inhaltsstoffe, die ausschließlich in Kosmetik- und Pflegeprodukten zum Einsatz kommen.
Das bedeutet, dass jegliche Art von Inhaltsstoffen, die in anderen Produkten vorkommen und somit unter das Chemikaliengesetz fallen immer noch an Tieren getestet werden.
Und das sind jede Menge, denn viele Inhaltsstoffe aus Kosmetika findet man unter anderem auch in Reinigungsmitteln, Waschmitteln, Medikamenten und Farben. Es gibt derzeit kein Gesetz, das Tierversuche für Haushalts- und Reinigungsprodukte verbietet.
Wenn Hersteller ihre Produkte auch außerhalb von Europa verkaufen – beispielsweise in China, wo Tierversuche für Kosmetik- und Pflegeprodukte sogar vorgeschrieben werden – dann können sie für diese ausländischen Absatzmärkte weiterhin Tierversuche durchführen.
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Wie findet man tierversuchsfreie Kosmetik?
Klingt jetzt erst mal ziemlich schwierig Kosmetik ohne Tierversuche zu finden. Letztendlich muss man sich nur ein wenig belesen, denn um Kosmetik ohne Tierversuche zu kaufen, gibt es mehrere Möglichkeiten.
Methode 1: Siegel auf dem Produkt
Die verschiedenen Siegel findest du hier in einer kurzen Zusammenfassung.
Leaping Bunny
Wird vom CCIC (Coalition for Consumer Information on Cosmetics) vergeben.
Die Unternehmen, die das Siegel verwenden, verpflichten sich…
- keine TV durchzuführen
- keine TV in Auftrag zu geben
- sich nicht an TV zu beteiligen
- keine Inhaltsstoffe, Rezepturen oder Produkte von Unternehmen zu beziehen, die TV durchgeführt oder in Auftrag gegeben haben.
- Lieferkette mit effektivem Kontrollsystem und regelmäßigen Prüfungen
HASE MIT SCHÜTZENDER HAND
Wurde vom Deutschen Tierschutzbund zusammen mit dem Internationalen Herstellerverband für tierschutzgeprüfte Naturkosmetik, Kosmetik und Naturwaren e.V. (IHTN) entwickelt.
Die Unternehmen, die das Siegel verwenden, verpflichten sich zu folgenden Aussagen:
- TV sind verboten
- Keine Rohstoffe vom toten Tier
- Hersteller dürfen keinen Konzernen angehören, die TV durchführen oder in Auftrag geben
- keine Exporte in Länder, in denen TV durchgeführt werden
Veganblume
Wurde von der Vegan Society entwickelt.
Das einzige Label, das gleichzeitig für vegane und tierversuchsfreie Kosmetik steht. Die Unternehmen, die das Siegel verwenden, verpflichten sich zu folgenden Aussagen:
- Das Produkt ist vegan
- Tierversuchsfrei
- Der Hersteller darf keine TV in Auftrag geben
Methode 2: Liste tierversuchsfreier Kosmetik
Folgende Listen werden ständig aktualisiert und dienen als gute Orientierung. Die Urheber der Listen folgen teilweise aber unterschiedlichen Kriterien, deswegen unterscheiden sie sich ein wenig.
Methode 3: Kontakt zum Unternehmen suchen
Manchmal führt kein Weg drum herum und man muss eigene Recherche betreiben, um tierversuchsfreie Kosmetik zu entdecken. Häufig findet man schnell in diversen Foren oder Facebook-Gruppen Anfragen an bestimmte Hersteller zu deren Tierversuchspolitik.
Doch Vorsicht! Nur ein paar wenige Firmen – wie Unilever und Procter & Gamble – geben öffentlich zu, dass sie Tierversuche durchführen. Klick doch mal bitte auf diesen Link und schau dir genau an, welche Firmen alle zu Unilever gehören.
Durch geschickte Formulierungen umgehen die meisten anderen Firmen das Thema – oder äußern sich dazu überhaupt nicht. PETA schreibt dazu:
Sind Tierversuche nicht wichtig?
Nein, mittlerweile gibt es genug andere Methoden um die Wirksamkeit von Produkten auf den Menschen ohne Tierversuche und mit viel besserer Zuordnung zu überprüfen. Außerdem gibt es bereits über 8000 überprüfte Inhaltsstoffe, die nicht mehr getestet werden müssten. Ein sehr lesenswerter Beitrag darüber ist beispielsweise „Der Mythos vom Tierversuch“.
Damit solltest du bei deinem nächsten Einkauf in der Drogerie gut vorbereitet sein. Es ist immer von Vorteil, sich die Produkte genau anzuschauen, sich die Hinweise auf der Verpackung durchzulesen und im Notfall mit einer App gegenzuchecken, ob das Produkt auch wirklich tierversuchsfrei – und natürlich vegan – ist.
Eine weitere und sehr wichtige Sache, auf die du beim Kosmetikeinkauf achten solltest, ist Mikroplastik, welches sich in vielen Produkten versteckt.
Wie gehst du mit dem Thema Tierversuche um? Achtest du beim Kauf explizit auf tierversuchsfreie Kosmetik?
Bis ganz bald!
P.S.: Hier findest du noch eine Grafik zum Thema „Tierversuchsfreie Kosmetik“ für deine Pinnwände bei Pinterest. Am besten gleich abspeichern und später einfach wiederfinden!
Liebe Cosima!
Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel gute Recherchearbeit ihr euch mit euren Artikeln macht – Hut ab, das erfordert wirklich einiges an Zeit und Aufwand!
Toll, dass ihr so genau auf die jeweiligen Strategien zum Erkennen von veganer Kosmetik eingeht und auch auf die Feinheiten achtet.
Am sichersten fährt man wahrscheinlich, wenn man die meisten Produkte weglässt (das freut dann auch die Ökobilanz bezüglich der Plastikverpackungen) und das meiste selbst herstellt. Das ist in der Tat einfacher als man denkt und absolut nicht zeitaufwändig. 🙂
Liebe Grüße
Jenni
Och, Jenni. Vielen lieben Dank für deinen schönen Kommentar. Wir sind hier mit Herzblut dabei und wollen natürlich so viel wichtigen Input liefern wie möglich, aber du kennst das ja. 🙂
Deinen Tipp, die Produkte selbst herzustellen sollte natürlich an ganz oberster Stelle stehen. Allerdings habe ich mich in letzter Zeit viel belesen und schlucke deswegen häufiger bei selbst gemachten Cremes oder Abschminkprodukten aus Kokosöl, weil dieses der Haut nichts Gutes tut. Da muss man natürlich immer ein bisschen abwiegen, ob man lieber der Haut oder der Umwelt schaden möchte. Eine gute Zwischenlösung zu finden sollte deswegen höchste Priorität haben, denke ich. 🙂
Liebe Grüße
Cosima
Mal wieder ein super Artikel. ich finde es toll, dass ihr immer so viele Infos und Hintergrundwissen in eure Artikel packt. Zudem hat dieser hier mir ein paar Fragen beantwortet die ich hatte.
LG Lary ♥
http://www.lary-tales.blogspot.de
Liebe Lary,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir der Beitrag ein wenig weiterhelfen konnte. 🙂
Liebe Grüße
Cosima
Richtig guter Beitrag !
Wahnsinn wieviel ihr dafür recherchiert habt 🙂
Ähnliches habe ich einmal für Bioprodukte gemacht, weil ich es persönlich auf immer besser finde, selber zu recherchieren als sich auf Infos von anderen zu verlassen !
Hut ab dafür 🙂
Liebe Grüße,
Vivi <3
vanillaholica.com
Huhu Vivi,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich finde eine lange Recherche auch unheimlich wichtig, da man sonst leider auch viele Aspekte nicht beachtet.
Liebe Grüße
Cosima
Schöner Artikel, ich bin gerade erst auf euren Blog gestoßen und er gefällt mir sehr gut! 🙂 Ich mache mir alles was ich an medizinischer Kosmetik (Anti-Pickel / Schmerzsalben etc.) brauche schon lange einfach selbst und ansonsten habe ich vor einiger Zeit einfach komplett aufgehört mich zu schminken, also einfach kein Make-Up mehr nachgekauft, nachdem es alle war. Das empfinde ich selbst auch als am logischsten, weil nicht zu schminken am besten für meine Haut ist und ich außerdem festgestellt habe, dass ich sogar viel häufiger von anderen als hübsch und natürlich empfunden werde, seit ich mich eben nicht mehr schminke (hätte ich früher nie gedacht!). Ich finde es aber trotzdem interessant, mich damit auseinander zu setzen und bin da auch keinen Fall total dogmatisch und wettere jetzt gegen Schminke. Wenn ich mal einen Pickel habe, dann tupfe ich ein bisschen Bentonitpulver drauf, dann sieht man das Rote nicht mehr so und es heilt schneller ab. Ich habe auch festgestellt, dass man auf Fotos nichtmal sieht, dass ich nicht geschminkt bin, früher hab ich mich für Fotos immer extra „fertig gemacht“ – mir ist nie in den Sinn gekommen, dass es eigentlich total egal ist (wie gesagt, für mich – nicht dogmatisch gemeint!) ob man nun angemalt oder nicht angemalt in gutem Licht steht. 🙂 Auf jedenfall schöner Artikel – ich werde weiter bei euch lesen!
Huhu Anni,
vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
Hut ab, dass du dich dazu entschieden hast, dich nicht mehr zu schminken. Ich bin mir sicher, dass man in unserer Gesellschaft damit auch häufig negativ konfrontiert wird, freue mich aber, dass du von deinen positiven Begegnungen berichtest.
Deine Idee, Bentonitpulver für Pickel zu nehmen, finde ich sehr interessant. Hat dies noch einen weiteren Effekt als nur zu „vertuschen“? Bisher kenne ich Bentonit nur als Helfer bei Verdauungsproblemen.
Liebe Grüße
Cosima
Ich weiß es nicht „wissenschaftlich“ sondern nur aus eigener Beobachtung, dass meine Pickel damit tatsächlich schneller trocknen und verschwinden, außerdem macht es die Haut weicher, was ein angenehmer Nebeneffekt ist 🙂
Was sehr gut bei unreiner Haut hilft, einfach mit einem ganz heißen Lappen das Gesicht morgens und Abends „aufzudampfen (also einfach mehrfach mit so warmem Wasser, wie es halt geht, ohne sich zu verbrühen, den Lappen befeuchten und dann auf das Gesicht pressen). Danach einfach in Ruhe lassen, auch wenn die Haut sich etwas trocken anfühlt, das verschwindet von allein. Meine Praktikantin hatte mal mit Akne zu Kämpfen und hat hier darüber berichtet, wie ihr unter anderem diese Methode geholfen hat, vielleicht ist das was für dich: http://www.positiviphy.de/meine-ganz-persoenliche-hautgeschichte-von-make-up-salben-und-aloe-vera/
Bin gerade zufällig über die Herstellung der Nußmilch auf deinen Blog gestoßen. Auch finde deine Zusammenfassung sehr interessant und umfangreich!
Ich bin total happy, dass ich für meine Familie und mich ein österreiches Unternehmen gefunden habe, die auf der positiv Liste von 4 Pfoten und Peta stehen!!!! Mit Ringana hab ich auch die Garantie das Nachhaltig und ohne Konservierungs-, Farb und Füllstoffe produziert wird!
Bin begeistert von der Philosophie ?
Lg Patricia
Danke Cosima, dass du erklärst wie man tierversuchsfreie Kosmetik erkennt. Ich kaufe nur noch tierversuchsfreie Kosmetik, aber ich finde es nicht immer einfach. Deswegen freue ich mich, dass es mehrere Listen gibt.