Wieso trinken Veganer keine Milch? | Vegan

In diesem Beitrag betrachtet Mel den Konsum der Milchprodukte von einem ethischen Standpunkt, beschreibt die durchschnittliche Milchkuhhaltung und beantwortet die Frage „Wieso trinken Veganer keine Milch?“.


Wieso trinken Veganer keine Milch? In diesem Beitrag betrachten wir den Milchkonsum ethisch und beschreiben das Leben einer modernen Milchkuh. Klick dich zum Beitrag und informiere dich!

Manche Leute lehnen es ab das Fleisch von Tieren zu essen. Diese Rebellen nennt man Vegetarier.

Andere Leute lehnen es ab jegliche Produkte, die vom Körper eines Tieres stammen zu essen und zu nutzen. Diese Super-Rebellen nennt man dann Veganer.

Der Verzicht auf Fleisch wird viel eher verstanden als der Verzicht auf Milch. Bei Fleisch hängt der Tod eines Tieres eindeutig mit dem Produkt zusammen. Bei Milch ist das auf den ersten Blick nicht der Fall und Veganer – die ja keine Milch trinken – stoßen daher oftmals auf Unverständnis bei ihren Mitmenschen.

Viele denken, dass die Kuh ja sowieso Milch geben würde, also mache es ihr auch sicherlich nichts aus uns einen Schluck davon abzugeben. In so einen dicken Euter passt doch sicherlich genug für die Kälbchen und uns rein, oder?

Es steckt tatsächlich etwas mehr hinter der Tatsache, dass Veganer keine Milch trinken oder sonstige Milchprodukte konsumieren.

Betrachten wir den Prozess mal genauer – was passiert da eigentlich bevor wir das vorzügliche Stück Käse, die erfrischende Milch oder den muskelmachenden Magerquark aus unseren Kühlschränken holen?


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Wie funktioniert die moderne Milchkuh?

Die Grundvoraussetzung für das Ganze ist natürlich eine Milch gebende Kuh. Und wann gibt eine Kuh Milch? Vielleicht Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 20.00 Uhr? Immer wenn sie gerade Lust und Zeit und einen Liter übrig hat? Beides ist natürlich Quatsch.

Eine Kuh gibt – so wie jedes andere Säugetier auch – nur nach einer Schwangerschaft Milch. Und das bedeutet? Eine Kuh muss quasi dauerschwanger sein, um kontinuierlich Milch geben zu können.

Um die Schwangerschaft der Kuh einzuleiten, wird die gute Dame nicht etwa bei romantischer Musik zwei Stunden mit einem stattlichen Bullen alleingelassen, sondern in ein enges Gestell verfrachtet, wo der Landwirt sie künstlich befruchtet indem er ihr unter Einsatz der gesamten Armlänge die Samen des besten Zuchtbullen einführt.

Wie beim Menschen dauert die Schwangerschaft 9 Monate. Der Unterschied besteht darin, dass der Mensch nach dieser Zeit sein Kind behalten darf, der Kuh wird der Nachwuchs jedoch nach 1 bis 2 Tagen weggenommen.

Die Gemeinsamkeit wiederum: Beide Spezies finden es gleichermaßen grausam ein Kind zu verlieren. In der Nähe von Milchkuhanlagen hört man die Mütter daher oft tagelang nach ihren Kindern „schreien“.

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Der Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Kälbern

Das Kälbchen wohnt dann erst mal in einem sehr engen sogenannten Kälberiglu und bekommt Ersatznahrung. Ist es weiblich wird es gezüchtet, um eines Tages wie seine Mutter Milch zu geben. Ist es allerdings männlich so weiß die Industrie nicht wirklich etwas mit ihm anzufangen.

Meist sind die männlichen Kälber nicht sehr rentabel und werden daher nur ein paar Monate gezüchtet und noch im Kindesalter geschlachtet oder ins Ausland verfrachtet.

Die Mutter der Kälber wird währenddessen bereits ein paar Wochen nach der Geburt erneut vom Landwirt künstlich geschwängert, damit gewährleistet werden kann, dass sie kontinuierlich Milch gibt.

Die moderne Zucht hat nicht nur die Euter der Kühe enorm anwachsen lassen, sondern auch die Zeit verlängert in welcher sie Milch geben – mittlerweile bis zu 11 Monate.[1] [2]

Der Prozess wiederholt sich, bis die Kuh „aufgebraucht“ wurde und ihre Leistung nachlässt. Dann wird sie geschlachtet. Das trifft meist nach 5 Jahren ein. Ohne die extreme Ausbeutung können Kühe bis zu 30 Jahre alt werden. Sie erreichen nur ein Sechstel ihrer potenziellen Lebenspanne. [3]

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Wie wohnen die Kühe?

Von den ca. 12,7 Millionen Kühen, die derzeit in Deutschland gehalten werden, durchlaufen in etwa 4,3 Millionen den gerade beschriebenen Milchkuhkreislauf. Von diesen lebt der Großteil in Laufstallhaltungen mit Liegeboxen. Sie verbringen die meiste Zeit in engen Stallungen mit Betonböden und haben zum Schlafen eine spärliche Gummimatte.[4]

Jedes der 650 bis 750 kg schweren Tiere hat nur 3,5 bis 4,0 m² zur Verfügung.[5] Ein guter Freund von mir wohnte eine Zeit lang in Hongkong und hatte dort die gleiche Wohnfläche zur Verfügung – allerdings bringt er auch nur ein Zehntel des Gewichts einer ausgewachsenen Kuh auf die Waage.

Ein weiterer Vorteil den er genießen konnte: Er durfte die Wohnung verlassen wann immer er wollte. Von allen deutschen Milchkühen steht dieser Luxus nur 42 % zur Verfügung – allerdings nicht wann immer sie wollen und auch nur bis zu fünfeinhalb Monate im Jahr.[6]

27 % der Milchkühe leben sogar in sogenannter Anbindehaltung – sie haben so gut wie gar keine Bewegungsfreiheit und sind mit Ketten und Stahlrahmen fixiert. Viele von ihnen müssen diesen Zustand ein Leben lang ertragen.

Ein fühlendes Wesen dieser Größe, das sein gesamtes Leben in einer 110 cm bis 120 cm breiten und 140 cm bis 180 cm langen Vorrichtung verbringen muss – das sind nur wenige Zentimeter mehr als ein Standard-Kinderbett.

Mein zuvor erwähnter Freund wies mich in dem Zusammenhang auf die „Cage-People“ in Hongkong hin – auch sie wohnen im Vergleich zu ihrer Größe in ähnlich winzigen Wohnungen.[7] Auch wenn sie natürlich mehr Freiheit genießen als die Milchkühe – keinem Lebewesen sollte so wenig Platz zur Entfaltung zur Verfügung stehen, meinst du nicht auch?

Zurück zu den Kühen – ein echter Schocker für mich: Sogar beim angeblichen Super-Bio-Standard Demeter wird die Anbindehaltung „unter gewissen Bedingungen“ noch immer erlaubt.[8] [9]

Ich bin bei allen Recherchen tatsächlich noch nie über eine kommerzielle Tierhaltung gestolpert und dachte mir „Mensch, Kuh müsste man sein!“ – egal wie bio und human das Ganze auch angeblich wäre.

Ist Bio-Milch besser als konventionelle Milch?

Viele denken, dass die Bio-Milch die Lösung gegen die Gewissensbisse wäre. Aber auch hier werden keine romantischen Dates mit Bullen organisiert, Mutterschaftsurlaube erteilt oder eine gemütliche Rente gesichert. Das System ist das gleiche – selten wirklich angenehmer für die Kühe. [10] [11] [12] [13]

Auf der gesundheitlichen Seite liefert Bio-Milch tatsächlich bessere Nährwerte. Weshalb du aus gesundheitlicher Sicht jedoch generell eher auf Kuhmilch verzichten solltest, erkläre ich dir im Beitrag „Ist Milch gesund?“.

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Wieso trinken Veganer keine Milch?

Meine Antwort: Überzüchtung, Freiheitsentzug, Zwangsschwängerung, Kindesraub, permanente Ausnutzung, Schlachtung. Die komplette Reduzierung eines fühlenden Lebewesens auf einen wirtschaftlichen Gegenstand.

Milchprodukte zu kaufen bedeutet, dass der Käufer diese Prozesse unterstützt. Er feuert die Industrie an damit weiterzumachen. Das macht ihn zu einem Teil des Systems. Heißt das, dass er Tiere ausbeutet? Ein Tierquäler ist? Dass er Schuld an Leid und Tod anderer Lebewesen hat?

Als ich mir selbst diese Frage stellte, kam ich zu einem klaren Entschluss: Kein Cent meiner Kaufkraft soll weiterhin in ein solches System fließen, denn ich möchte kein Teil davon sein.

Deshalb trinken Veganer keine Milch – ihr Kauf unterstützt Tierleid.


Falls du keine Kuhmilch trinken solltest: Was sind deine Beweggründe dahinter? Stimmst du mit meinen Antworten überein?


Bis ganz bald!

P.S.: Hier findest du noch eine Grafik zum Thema „Warum Veganer keine Milch trinken!“ für deine Pinnwände bei Pinterest. Am besten gleich abspeichern und später einfach wiederfinden!

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Quellen:

About Mel

Ich bin fasziniert von der Heilkraft, die Ernährung und Lebensstil haben können. Mit meinen Beiträgen möchte ich dir zeigen, was dich krank und was dich gesund und fit machen kann, deswegen bin ich hier auf dem Ricemilkmaid Blog für die ernährungswissenschaftlichen Themen zuständig.

3 thoughts on “Wieso trinken Veganer keine Milch? | Vegan

  1. Liebe mel,
    Der Artikel ist nicht nur extrem informativ sondern bringt das Thema exakt auf den Punkt!
    Ich bin selbst noch keine 100% veganerin, aber das mit der Kuhmilch hab ich doch schon seit längerer Zeit als sehr abartig empfunden.
    Werde den Beitrag auch gleich teilen! Ich finde mehr Leute sollten wissen, was sie da eigentlich konsumieren…
    Alles Liebe,
    Mira

    1. Hey Mira! Tausend Dank für dein Feedback, freut mich wirklich sehr! Ich finds super, dass du bereits auf Milch verzichtest und wünsche dir ganz viel Erfolg für den weiteren Weg.
      Herzlichen Dank auf für das Teilen, LG Mel

  2. Hallo Mel,
    es ist tätsächlich so, daß viele Menschen glauben, Kühe geben doch sowieso Milch. Und Milch ist angeblich ja so gesund für die Knochen etc. Daß das nicht stimmt, erfährt man nur, wenn man gründlich recherchiert. Danke für deine Aufklärung. Sie ist für mich nichts Neues, aber sicher für viele Menschen, die sich mit der Thematik noch nicht beschäftigt haben. Ich habe vor 32 Jahren aufgehört Fleisch zu essen. Vegetarier waren damals noch eine Rarität. Seit ungefähr 7 Jahren ernähren mein Mann ich uns vegan. Es geht uns super gut damit. Immer wieder höre ich Kommentare wie z.B. “ auf Käse könnte ich nicht verzichten“ oder “ Ohne Fisch geht gar nichts“. Das ist alles Quatsch, finde ich. Der Prozess findet im Kopf statt. Wieviel Bewusstsein haben die Menschen beim Einkauf an der Fleischtheke? Oder wenn sie ins Regal greifen mit den unzähligen Käsesorten, Joghurts u.s.w. Wenn die Verbraucher wüßten wieviel Tierleid hinter diesen Produkten steckt, würden viele von ihnen diese Dinge nicht mehr kaufen. Deshalb ist Aufklärung so enorm wichtig.
    Liebe Grüsse
    Rita

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