In der Serie „Vegan-Kritik“ befasst sich Cosima mit typischen Aussagen und Fragen zum Veganismus und beantwortet diese nach bestem Wissen und Gewissen. Warnung: Einige Sätze sind mit sarkastischem Unterton zu lesen! 😉
Es gibt so ein paar Fragen, die muss man als Veganer ständig beantworten. Diese Fragen werden von Kollegen*innen in der Mittagspause gestellt; von dem Mensch an der Kasse, der die Sojamilch scannt, und vielleicht auch von deiner Oma, sobald sie hört, dass du „nichts Vernünftiges“ mehr isst.
Dies sind Aussagen, die scheinbar in vielen Köpfen rumgeistern – entweder, weil es ein Thema ist, das sie wirklich interessiert (yay!), oder weil sie einen reißerischen Artikel in einem Tagesblatt gelesen haben (nay!).
Wenn diese Fragen schon gestellt werden, dann wollen wir sie auch beantworten, damit es weniger unangenehme Diskussionen gibt. Aufklärung ist unfassbar wichtig, um für Akzeptanz und Verständnis zu sorgen.
Und wir wollen dir Antworten liefern, die man sich einfach merken kann ohne dabei direkt mit der missionierenden Vegan-Keule auszuholen – somit bist du auch du für die nächste vegane Fragerunde gewappnet. Herzlich Willkommen zu:
Vegan-Kritik #3: Fünf Aussagen und meine Antworten
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Vegan-Kritik: „Veganismus ist doch voll das Wohlstandsproblem!“
Joa, das könnte man meinen. Würde es uns in unserem Land sehr schlecht gehen, würden wir hungern und hätten keine Möglichkeiten, uns schnell und einfach weiterzubilden, dann würde die Zahl der Veganer wohl nicht so schnell ansteigen. Die Leute haben Zeit, sich mit unangenehmen Dingen auseinanderzusetzten – und tun dies auch vermehrt.
Aber ich würde Veganismus nicht als ein Problem bezeichnen.
Veganismus ist in vielen Fällen eine Lösung von Menschen, die sich mit der Massentierhaltung, mit ihrer eigenen Gesundheit und mit Klimawandel und Umweltverschmutzung auseinander gesetzt haben – das sind nämlich die wirklichen Probleme, die unser Wohlstand auslöst. Und die bereit sind, selbst die Zügel in die Hand zu nehmen, statt auf die anderen zu schimpfen und nichtstuend auf Veränderung zu warten.
Vegan-Kritik: „Ich finde Veganismus toll, aber ich könnte nicht so diszipliniert sein.“
Das ist doch vollkommen okay – du musst nämlich keine Regeln haben. Du kannst einfach für dich entscheiden, dass du jede dritte Woche eine vegane Woche einschiebst, oder jeden Dienstag und Donnerstag vegan isst. Oder mach doch erst mal bewusst am Wochende veganes Frühstück.
Ich habe übrigens genauso gedacht und hielt Veganer für viel zu extrem und hätte nie geglaubt, dass ich eine Sache mal so lange durchziehen würde. Probier es doch einfach mal aus – wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
– Cosima
Außerdem, so diszipliniert sind die meisten Veganer ja auch gar nicht. Vegan zu sein bedeutet nämlich nicht zwingend, auf Schokolade, Chips und Tiefkühlpizza zu verzichten. Auch hier gibt es nämlich genügend vegane Auswahl.
Es ist tatsächlich eher so, dass viele Veganer, besonders wenn sie ethisch motiviert sind, einfach einen gewissen „Ekel“ gegenüber tierischen Produkten entwickeln. Eier riechen dann plötzlich stärker nach Schwefel und Milch schmeckt viel zu käsig. Da braucht man dann letztendlich nicht mehr viel Disziplin, um diese Lebensmitteln zu meiden.
Vegan-Kritik: „Tun dir die Tiere etwa leid?“
Erklärt man Leuten, dass man vegan lebt, dann stellt sich häufig die Frage nach dem Grund. Begründet man den Umstieg dann mit der eigenen Gesundheit und dem Gedanken an die Umwelt, sind die Reaktionen meistens noch recht verständisvoll.
Erwähnt man aber die ethisch motivierte Entscheidung, erntet man meistens fast schon mitleidige Blicke. Das ist unfassbar traurig – und schockierend.
Ja, mir tun die Tiere leid.
Ich finde grunzende Schweine süß. Ich mag herumtorkelnde Kühe auf den Wiesen. Ich streichel gerne Hunde und Katzen. Ich sehe da mittlerweile keinen Unterschied, obwohl die Bilderbücher meiner Kindheit mir ausdrücklich erklärt haben, dass die Tiere auf dem Bauernhof glücklich in Gefangenschaft leben. Und dass es eindeutig zugewiesene Haus- und Nutztiere gibt und es seltsam als gilt, wenn die Rollen plötzlich vertauscht werden, finde ich tatsächlich irgendwie makaber.
– Cosima
Löst man sich von diesem Bild und erkennt die Grausamkeit hinter dem System, dann ist es meiner Meinung nach nur verständlich, wenn einem die Tiere leid tun.
Vegan-Kritik: „Aha, du bist vegan. Und wann hörst du damit wieder auf?“
Never ever.
Sollte das nicht reichen: Ich bin mittlerweile so weit informiert, was meine Gesundheit angeht, dass ich persönlich niemals wieder tierische Produkte essen würde.
Ich weiß so viel über den Zusammenhang zwischen Tierhaltung und Umweltverschmutzung, dass es mein Gewissen nicht mehr erlauben würde, tierische Produkte zu konsumieren – auch wenn es vom „Biobauern an der Ecke“ stammt. Das ist in diesem Zusammenhang nämlich fast noch schlimmer als die konventionelle Massentierhaltung.
Und ich kann es nicht ändern, aber ich sehe immer ein totes Tier auf dem Teller. Das will ich einfach nicht unterstützen.
(Mama würde jetzt sagen: “ Sag niemals nie!“. Aber ich kann mir im jetzigen Moment einfach keine Situation vorstellen, in welcher ich eine Ausnahme machen würde.)
Vegan-Kritik: „Wie viele Tabletten musst du täglich schlucken, damit du unter keiner Mangelernährung leidest?“
Ich nehme vorsorglich Vitamin B12. Ein Mal die Woche eine Kapsel und alles ist gut. Im Winter supplementiere ich zusätzlich Vitamin D3. Wer sich ausgewogen ernährt, sollte mit allen anderen Nähr- und Mikronährstoffen keine Probleme haben.
Normalerweise befinden sich die Bakterien, die das Vitamin B12 herstellen auch in der Erde und auf Pflanzen, doch durch die moderne Agrarwirtschaft und die dadurch entstehende Sterilität unserer Lebensmittel wurden Vitamin B12 produzierende Bakterien aus diesen Bereichen leider völlig verbannt. Somit ist es schwierig auf natürlichen Wegen Vitamin B12 zu sich zu nehmen.
Fun Fact: Wusstest du, dass das moderne Tierfutter mit etlichen Vitaminen und Spurenelementen angereichert wird, um die Nährstoffbilanz in den tierischen Produkten zu verbessern? Wer tierische Produkte isst, erhält Vitamin B12 also auch als Supplement, allerdings über den Umweg des Tierkörpers.
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Wie würdest du auf diese Aussagen und Fragen reagieren? Verrate es uns in den Kommentaren!
Nicht verzagen und bis ganz bald!
P.S.: Hier findest du noch eine Grafik zum Thema „Vegan-Kritk“ für deine Pinnwände bei Pinterest. Am besten gleich abspeichern und später einfach wiederfinden!
Vitamin B12 müsste man auch nicht supplementieren. Die Bakterien, die das Vitamin produzieren, finden sich in fast jedem fermentierten Produkt. Ich trinke regelmäßig meinen Kombucha und fahre bis jetzt ganz gut damit. 🙂 Hier ein ganz interessanter Artikel dazu:
http://www.veganhealthandfitnessmag.com/b-12/