In der Serie „Vegan-Kritik“ befasst sich Cosima mit typischen Aussagen und Fragen zum Veganismus und beantwortet diese nach bestem Wissen und Gewissen. Warnung: Einige Sätze sind mit sarkastischem Unterton zu lesen! 😉
Es gibt so ein paar Fragen, die muss man als Veganer ständig beantworten. Diese Fragen werden von Kollegen*innen in der Mittagspause gestellt; von dem Mensch an der Kasse, der die Sojamilch scannt, und vielleicht auch von deiner Oma, sobald sie hört, dass du „nichts Vernünftiges“ mehr isst.
Dies sind Aussagen, die scheinbar in vielen Köpfen rumgeistern – entweder, weil es ein Thema ist, das sie wirklich interessiert (yay!), oder weil sie einen reißerischen Artikel in einem Tagesblatt gelesen haben (nay!).
Wenn diese Fragen schon gestellt werden, dann wollen wir sie auch beantworten, damit es weniger unangenehme Diskussionen gibt. Aufklärung ist unfassbar wichtig, um für Akzeptanz und Verständnis zu sorgen.
Und wir wollen dir Antworten liefern, die man sich einfach merken kann ohne dabei direkt mit der missionierenden Vegan-Keule auszuholen – somit bist du auch du für die nächste vegane Fragerunde gewappnet. Herzlich Willkommen zu:
Vegan-Kritik #2: Fünf Aussagen und meine Antworten
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Vegan-Kritik: „Du allein kannst doch eh nichts verändern!“
Oh, right. Ich sehe das ja eigentlich eher so, dass jeder Kassenbon wie ein Wahlzettel ist. Mit jedem Produkt, das ich aus meinem Einkaufskorb auf das Kassenband lege, gebe ich meine Stimme ab. Ich entscheide, welche Firmen durch meinen Einkauf finanziell unterstützt werden und gebe ihnen damit zu verstehen: „Bitte mehr davon!“.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Das kommt auch bei den Supermärkten an, denn nicht umsonst werden immer mehr Regale mit veganen Produkten aufgefüllt.
Der vegan-vegetarische Markt boomt – klar, dass immer mehr Firmen deswegen solche Produkte auf den Markt bringen, um andere Zielgruppen abzugreifen und somit ihren Umsatz zu steigern.
Ich kann alleine entscheiden, ob ich das plastikverpackte Gemüse aus dem Supermarkt oder Bioqualität vom Wochenmarkt kaufen möchte. Ich entscheide, ob ich jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit fahre oder mich auf mein Rad schwinge. Ich entscheide, ob ich das neueste Handy brauche. Ich entscheide, ob ich mich mit Mikroplastik abdusche, welches letztendlich im Meer landet. Das sind alles Entscheidungen, die vielleicht im ersten Moment nicht groß erscheinen, die aber im Zusammenspiel einen riesigen Unterschied machen. Und zwar jede Einzelne davon.
– Cosima
Vegan-Kritik: „Ist das nicht total schwierig Essen zu gehen?“
Vegan essen zu gehen kann schwierig werden, muss es aber auch absolut nicht. Im Vorfeld lohnt es sich immer den Computer anzuschmeißen und zu schauen, ob es nicht vielleicht direkt eine Webseite oder eine Facebook-Gruppe für die jeweilige Stadt gibt (z.B. „Magdeburg Vegan“), in welcher man sich über vegane Gerichte in den Restaurants informieren kann. Es gibt auch viele hilfreiche Apps, die vegane Restaurants, Cafés und Bars in der Nähe anzeigen.
Sollte der Fall auftreten, dass man nicht selbst das Restaurant auswählt, dann kann ein kurzes Telefonat mit dem Restaurant sicher helfen – häufig freuen sich Köche auch über die neue Herausforderung, ein veganes Gericht zu kochen.
Spontanbesuche in Restaurants kann man wunderbar lösen, indem man einfach die Bedienung freundlich nach einer veganen Möglichkeit fragt – am besten noch mal kurz zusammenfassend, was in einer veganen Ernährung nicht vorkommt.
Im schlimmsten Fall muss man sich sein Gericht selbst zusammenstellen – die Pizza ohne Käse, Nudeln ohne Parmesan, Sushi mit Avocado oder Pommes ohne Mayo. Meistens gibt es aber immer eine leckere Gemüse-Pfanne für Veganer, die schnell zubereitet wird. Bis jetzt bin ich noch nie verhungert.
– Cosima
Und auch an Raststätten muss man sich keine Sorgen machen. Die großen Burger- und Sandwich-Ketten bieten mittlerweile vegane Optionen an.
Vegan-Kritik: „Würdest du Eier von eigenen Hühnern essen?“
Ich denke, aus moralischer Sicht spricht nicht viel dagegen, ein unbefruchtetes Ei einer Henne zu essen, die sehr viel Auslauf hat und der es wunderbar geht – unabhängig davon, dass ich persönlich die Haltung von eigenen Hühnern in den allermeisten Fällen nicht gutheißen würde.
Dennoch würde ich es aus gesundheitlichen Gründen nicht machen. Ich habe auch keinerlei Bedarf mehr an Eiern – weder zum Frühstück noch zum Backen.
Tatsächlich empfinde ich sogar einen leichten Ekel, wenn ich den schwefeligen Geruch von Eiern rieche und würde alleine deshalb ablehnen.
Ich weiß aber von „Veganern“ (wir wollen hier ja ganz undogmatisch und ohne Label arbeiten, aber hier wäre dann die korrekte Bezeichnung wohl doch eher Vegetarier), die in ein paar wenigen Fällen im Jahr doch Eier vom Nachbarn bekommen und diese dann essen.
Vegan-Kritik: „Als Veganer muss man ja für immer hungern!“
Kartoffeln, Nudeln, Linsen, Kichererbsen, Kidneybohnen, Brokkoli, Blumenkohl, Brötchen, Pizza, Süßkartoffelpommes, Spinat-Kräcker, Oatmeal, Kuchen, Burger, Pancakes und jede Menge Eis.
Ich ernähre mich gar nicht so anders, wie der Rest der Gesellschaft – halt nur (manchmal) ein bisschen gesünder und ohne Bestandteile von Tieren. 🙂
Übrigens: Falls du nie weißt, welche Lebensmittel du am besten immer im Haus haben solltest, um gesunde vegane Rezepte zu zaubern, solltest du dir vielleicht mal meine ultimative vegane Einkaufsliste anschauen. Einfach auf das Bild klicken, beim Newsletter anmelden und die Einkaufsliste kommt gratis direkt in dein Postfach geflattert!
Vegan-Kritik: „Keine Tiere zu essen ändert auch nichts daran, dass die Welt schlecht ist!“
Das mag sein. Es gibt so viele Probleme auf dieser Welt und es ist schier unmöglich, sie alle durch einen Akt zu lösen.Wie oft ich schon zu hören bekommen habe, dass ich mich lieber erstmal um die Obdachlosen oder den Welthunger kümmern sollte…
Aber Veganismus ist ein Anfang, der zumindest dafür sorgt, dass es der Natur – unserem einzigen Lebensraum – wieder gut gehen könnte. Klar, da spielen noch viele weitere Faktoren rein, aber meiner Meinung nach ist vegan zu essen einer der einfachsten, kleinsten und für jedermann machbarsten Schritte, um seinen Teil dazu beizutragen.
– Cosima
Außerdem empfinde ich persönlich es als unfair, wenn von mir verlangt wird, dass ich in anderen Belangen aktiver sein soll. Ich denke, jeder von uns hat Dinge, für die er brennt und die ihn unheimlich interessieren. Da ist es doch besser, wenn ich mich für eine Sache komplett hingebe, mir dort mein Wissen aneigne und nach Lösungen suche, wie ich dieses eine Problem lösen kann.
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Was ist deiner Meinung nach einer der häufigsten Aussagen von Vegan-Kritikern? Verrate es uns gerne in den Kommentaren, damit wir darauf antworten können!
Nicht verzagen und bis ganz bald!
P.S.: Hier findest du noch eine Grafik zum Thema „Vegan-Kritk“ für deine Pinnwände bei Pinterest. Am besten gleich abspeichern und später einfach wiederfinden!
Sehr gut und diplomatisch beantwortet! Wenn manche Vegan-Kritiker in der Küche so kreativ wären, wie beim ausdenken ihrer „nervigen“ Fragen, könnten sie Attila Hildmann Konkurrenz machen. 😉
Huhu Rebecca,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar und deine liebe Rückmeldung. 🙂
Freut mich sehr, dass du meine Antworten diplomatisch findest – das ist mir persönlich auch sehr wichtig, denn ich weiß ja noch, wie ich mich verhalten habe, bevor ich vegan wurde. 😉
Aber ich stimme dir trotzdem voll zu. Manchmal muss ich auch unfreiwillig die Augen verdrehen, wenn jemand konsequent aus einem Herauskitzeln möchte, dass man irgendeinen Fehler im (veganen) System hat. Gott sei Dank immer ohne Erfolg – Vorbereitung ist alles. 🙂
Liebste Grüße,
Cosima
Liebe Cosima!
Auch dieser zweite Teil der Vegan-Kritik ist absolut überzeugend – wahnsinn, wie du die Illusion eines „realen“ Pro- und Kontra-Gesprächs mit deinem Text erzeugst! 🙂
Es ist nicht immer einfach, objektiv zu bleiben (was ist schon objektiv?) und möglichst neutral (ohne übertriebene emotionale Färbung) zu antworten, wenn einem solche Fragen wie die oben genannten gestellt werden, zeugen sie doch meist von der Nicht-Bereitschaft des Fragestellenden, sich auch nur für ein paar Minuten gedanklich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Meistens greife ich dann in der Tat auf solche Argumente wie deine angeführten zurück und bleibe relativ sachlich. Und das regt dann glücklicherweise auch in der Regel hoch interessante Gespräche an. 🙂
Liebe Grüße
Jenni
Huhu Jenni,
vielen, vielen lieben Dank für deine Worte! Freut mich sehr, dass dir die Vegan-Kritik-Reihe gefällt. 🙂
Ich sehe das wie du – manchmal muss ich mich erst kurz beherrschen, nicht die Augen zu verdrehen und stattdessen tief Luft zu holen und so sachlich wie möglich auf die Frage eingehen. Meistens kommt sie ja tatsächlich aus echtem Interesse, auch wenn man das im ersten Moment vor lauter Naivität nicht denken mag. Und häufig stellt sich dann wirklich heraus, dass der Fragesteller bisher kaum einen Gedanken an seinen Konsum verschwendet hat.
Liebste Grüße,
Cosima
Eine tolle Reihe, liebe Cosima!
Ich muss wirklich sagen, dass ich seit meinem Umstieg auf die vegane Ernährung schon JEDES von dir aufgeführte Kontra-Argument gehört habe 😉 Hätte ich deine Antworten schon damals anwenden können, wären die Gespräche bestimmt entspannter für mich gelaufen 😀
Ich finde aber auch, dass es langsam irgendwie mal gut ist mit diesen ganzen Veganer-„Anfeindungen“… langsam scheint es doch wirklich nichts „Neues“ mehr und schon mehr gesellschaftsfähig als noch vor zehn Jahren. Unser konventioneller Supermarkt hat immer mehr Produkte für vegane Ernährung und ich verstehe manchmal einfach nicht, dass doch noch so viele Personen so ablehnend und angreifend reagieren.. Das finde ich so schade. Man tut ihnen ja nicht damit weh, dass man vegan lebt 😉 Wohl aber vielleicht deshalb, weil man ihnen quasi einen Spiegel vors Gesicht hält..
Wie auch immer, beim nächsten Mal bin ich dank deiner tollen Reihe bestens gerüstet 🙂
Liebste Grüße!
Anni
Liebe Cosima,
wieder toll und diplomatisch beantwortet! Ich finde es in der Situation immer schwierig, neutral zu bleiben (weil ich stehe dem Thema nun mal nicht neutral gegenüber).
Zu den Eiern von den eigenen Hühnern hab ich noch etwas hinzuzufügen: Auf jede Legehenne, die ich mir halte, kommt ja auch ein Hahn, denn jedes zweite Küken ist ja männlich. Die Frage ist, was passiert mit dem Hahn, den dann keiner braucht, weil die meisten privaten Hühnerhalter ja nur Hennen wollen wegen den Eiern? Und wenn ich die Henne wegen den Eiern halte, was mache ich mit ihr, wenn sie keine oder nur noch wenige Eier legt?
Ich denke auch nicht, dass es grundsätzlich schlimm ist, unbefruchtete Eier zu essen aber ich glaube, das Rundherum wird einfach nie so sein, dass das unbedenklich ist.
(Und das war jetzt natürlich keinesfalls als Kritik gedacht sondern als vielleicht hilfreiche Ergänzung).
Ich finde ja Fragen in die Richtung immer besonders absurd. Gut ist auch „Würdest du Fleisch essen, WENN du auf einer einsamen Insel wärest und WENN es dort nichts anderes gibt?“
Eine Freundin von mir nimmt ausrangierte Legehennen auf ihrem Gnadenhof auf (die würden sonst an McD* verkauft!), sind zwar immer noch nicht zu befürwortende Hochleistungszuchten, aber so lernen die Tiere noch ein schönes Leben können und dürfen einfach nur Huhn sein!
Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass man genervt angeschaut wird, wenn man in normalen Restaurants nach veganen Gerichten fragt und auch kein Koch hat Lust, sich damit zu beschäftigen, da die meisten normalen Köche nichts anderes gewohnt sind, als Fleischgerichte zuzubereiten, zudem mangelt es an Kenntnis über Ersatzprodukte für Ei, Milch etc., diese sind in einer normalen Restaurantküche auch garnicht zu finden, warum auch. Wenn man Glück hat, gibt es gerade mal noch Pommes mit Ketchup, da kann der Standardkoch auch nicht viel falsch machen. Selbst in einem Café nach Soja- oder Hafermilch zu fragen, bedeutet oftmals schon den Blick des Todes oder für einen Schluck Sojamilch im Kaffee werden +50Cent veranschlagt. Zum Glück lebe ich im veganverwöhnten Berlin, aber ausserhalb und abseits von Großstädten, ist mir das schon ein paar mal passiert.